Liebe Freunde und Freundinnen, nun ist es ja schon ein paar Tage nach dem 1. Mai und ich hatte gehofft, Euch über mehr berichten zu können, als das, was ich so in den letzten 3 Wochen erlebt habe.
Sonntag, 01.05.2022, also ab nach der Arbeit ins Revier ins Sauerland. Waren jetzt schon 2 Monate nicht mehr hier und es hat sich wieder einiges verändert. Aus Tannenbaumplantagen wurde Brachflächen und umgekehrt, weitere Fichtenhänge sind erst dem Käfer und jetzt der Säge zum Opfer gefallen. Auch eine meiner Lieblingskanzeln steht auf einmal völlig deckungslos am Rande einer Einschlagfläche. Im Augenblick erschreckend, auf Jahre gedacht Chance für neue Möglichkeiten.
An meiner „Vorjahres-1. Mai-Leiter“ war der komplette Klein-Fichteneinstand eingeebnet und auf dem Weg, Wiese zu werden. Hier fiel im letzten Jahr mein Mai-Bock und ich hätte gerne diese „Tradition“ in diesem Jahr fortgeführt. Na gut, neuen Platz ausgeguckt und hingehockt. Auch ein offener Drückjagd-Bock mit Sicht (und Wind) nach und von allen Seiten. Hier hatte ich bereits mehrfach Jagderfolg, unter anderem meine erste Dublette. Es war auch schon etwas auf der Fläche: zwei Hasen genossen die Nachmittagssonne. Hasen sind auf diesem Stück eigentlich immer zu sehen. Es handelt sich dabei um eine Weidefläche, ca. 250 mal etwa 90 mtr. Breite, die direkt an eine Jung-Misch-Waldfläche unterhalb einer kleinen Kuppe grenzt. Abends steht hier häufig Rehwild, um die letzten Sonnenstrahlen zu nutzen. Wie immer an diesem Platz habe ich mich erst zu warm angezogen gefühlt, um dann nach einer Stunde langsam zu spüren, dass der Sauerländer Wind es doch geschafft hat, meine „natürliche Isolationsschicht“ zu durchdringen. Noch eine gute halbe Stunde, dann wird es eh dunkel sein. Und dann kamen sie raus, zwei gute Jährlinge, bereits verfegt, betraten auf gut 140 mtr. mit 80 mtr.
Abstand nacheinander die Wiese. Nach einiger Beobachtung hatte ich mich für ein Stück entschieden. Es sollte der schwächere von den beiden sein. Aber wie so oft, wenn man im Anschlag wartet, die Position passt nie. Dann stand er breit und der Treffer passte. Er lag sofort im Knall. Nun geschah etwas, was ich vorher auch noch nicht gesehen habe: Erst ging der andere Jährling (er war nicht abgesprungen) in Richtung des erlegten Bockes und sah sich das Ganze von Nahem an. Und als ich gerade abbaumen wollte, standen dann auf einmal 4 Stücke um meine Beute herum; 1 Ricke, 1 Schmalreh und 2 junge Böcke. Alle schienen innezuhalten und Abschied zu nehmen. Ich war darauf nicht in der Lage, trotz eindeutigem Ansprechen des Schmalrehs, dieses zu erlegen, ich zitterte und der ganze Drückjagd-Bock mit mir.
Als sich nach einigen Minuten die Szene langsam auflöste und ich mich entschieden hatte, es dann für den Tag auch gut sein zu lassen, baumte ich ab. Und erst auf dem Weg zum erlegten Stück zogen die anderen Stücke langsam ab, ohne flüchtig zu werden. Ich habe dem Bock meine Ehre erwiesen und den letzten Bissen gegeben. Als ich so am Stück innehielt, war ich mir sicher, aus dem Wald heraus beobachtet zu werden.
Auf zur Hütte, einen Erleger-Schnaps genießen, damit das Jagdfieber wieder fällt und ich eine ruhige Hand für das Aufbrechen bekomme.
Erster Mai, so soll er sein.